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Rede des Botschafters zum 116. Jahrestags des armenischen Genozids

24 april, 2011

Für jeden Armenier gibt es 3 Heiligkeiten. Die erste ist das Christentum, das Armenien als erstes Land im 4. Jahrhundert zur Staatsreligion erhob. Die zweite ist das vor 16 Jahrhunderten von Mesrop Maschtoz erfundene armenische Alphabet, das für die Verbreitung des christlichen Glaubens und der christlichen Werte eine große Rolle gespielt hat. Neben diesen Heiligkeiten haben wir einen unheilbaren Kummer – Genozid an den Armeniern. Diese unheilbare Wunde vereinigt alle Armenier und unsere Freunde am 24. April jedes Jahres, 1,5 Millionen Opfer zu gedenken.

Die Hauptprotagonisten der Weltpolitik haben am Anfang des 19. Jahrhunderts den Genozid zugelassen und haben beim diplomatischen Briefwechsel auf die möglichen geopolitischen und ökonomischen Konsequenzen hingewiesen. Erst nach dem Genozid wurden die Waisenhäuser, Evakuierungen und andere humanitäre Projekte ins Leben gerufen. So wurde Massenvernichtung zu einem Teil der politischen Kultur und ein erlaubtes „Mittel“ der Beilegung der geopolitischen Diskrepanzen.

Der armenische Völkermord wurde zum Präzedenzfall für ethnische Säuberungen und geplante Massaker der Völker im 20. Jahrhundert. Die weiteren Entwicklungen haben gezeigt, dass die wichtigen Bestandteile des Genozids – Planung und Umsetzung, der Schmerz der Generationen, die Rolle der Augenzeugen und deren Untätigkeit –auch bei anderen Völkermorden der Fall waren.

Folgende Worte des südafrikanischen Erzbischofs, des Nobelpreisträgers Desmond Tutu sind bekannt: „Wenn die Welt den ersten Genozid auf der Welt von osmanischen Türken früher erkannt hätte, hätte die Menschheit die Vorzeichen nüchterner behandelt, die vor Hitler zu bemerken waren, bis er seine Verrücktheit auf die ungläubige Welt losgelassen hat.“ 

Leider hat sich die Liste der Genozide nicht mit dem Holocaust eingeschränkt. Die im Jahre 1948 von der internationalen Gemeinschaft einstimmig verabschiedete Konvention über Völkermord hat auch andere ähnliche Fälle nicht verhindern können. Die nächsten Generationen waren Augenzeugen von Balkan, Ruanda, Kambodscha und Darfur.

Sehr geehrte Damen und Herren,

der armenische Völkermord ist eine Tatsache, und es gibt genug Beweise dafür. Mehr als 30 Länder haben trotz ihrer bilateralen Beziehungen zu der Türkei den Genozid an den Armeniern offiziell anerkannt und verurteilt. Wir sind dankbar diesen Völkern und deren Regierungen, die den politischen und moralischen Mut haben, ihre Handlungen mit ihren Worten  übereinzustimmen. 

Heute nutzen viele die Maxime „statt in die Vergangenheit in die Zukunft schauen“ zwecks Regelung der armenisch-türkischen Beziehungen. Aber die elementaren Normen der Moral erfordern vor allem die Anerkennung des Verbrechens. Die jetzige türkische Generation ist zwar unschuldig, aber sie hat auch die moralische Verpflichtung, die unmenschliche und verbrecherische Tat ihrer ehemaligen Regierung zu verurteilen. Dies wird den beiden Nationen ermöglichen, diese schwere historische Last aus der Seele loszulassen. Dies wird auch Frieden den Seelen der Opfer und deren Henker bringen. Aber die kontinuierliche Leugnung des Völkermords macht den beiden Seiten Schmerz und macht es unmöglich, die Gegenwart von der Vergangenheit zu trennen. 

Es ist erstaunlich, aber die türkische Regierung hat am Anfang der Gründung der Republik im Jahre 1919 die massenhaften Morde der Armenier laut Beschluss   des Militärtribunals verurteilt.  

Später haben die Regierungen der Türkei jedoch alles gemacht, um diese Tatsache zu verstecken. Der Gründer der Republik Türkei – Mustafa Kemal- hat alles daran gesetzt, um das Osmanische Reich in Vergessenheit zu bringen und die ethnisch-genetischen Verbindungen der neuen Türkei von diesem Reich zu trennen. Durch das 1924 eingeführte lateinische Alphabet hat Ataturk nicht nur versucht, die nationale Identität der Türken zu begründen sondern auch, wie der bekannte amerikanische Historiker Bernhard Lewis sagt,  „hat das türkische Volk gezwungen, die Tür zur Vergangenheit zuzuknallen.“ Man muss zugeben, das ist ihm gelungen.

Neulich habe ich ein sehr interessantes Buch mit dem Titel „ The Bastard of  Istanbul“  vom türkischen Schriftsteller Elif Sharak gelesen. Er beschreibt meisterhaft die Auffassung der Türken ihrer Vergangenheit. Ich möchte Ihnen folgende Episode vorstellen: „Armanusch (Protagonistin des Romans) verkörpert die Seele der gegenwärtigen und vorhergegangenen Generationen, aber der einfache Türke hat kein solches Gefühl des kontinuierlichen geistigen Verhältnisses zu seinen Vorfahren. Als ob Armenier und Türken in verschiedenen Zeitperioden gelebt hätten. Für Armenier ist die Zeit kontinuierlich, die Gegenwart verkörpert die Vergangenheit und gebärt die Zukunft. Für die Türken ist die Zeit eine abgebrochene Linie: die Vergangenheit hat an einem bestimmten Punkt aufgehört und die Gegenwart hat viel später danach angefangen, also in der Mitte ist Nichts, nur eine Pause .“

Nur mit Erlässen wird man die Vergangenheit jedoch nicht los. Man kann die Völker nicht ständig irritieren. In der Türkei läuft heutzutage ein interessanter Prozess: die Öffentlichkeit wird modernisiert und viele traditionelle Werte werden zerstört. Die Modernisierung wird von der Demokratisierung begleitet und dies ermöglicht, verschiedene bisher verbotene Themen aufzuwerfen und zu diskutieren, darunter auch die Genozidfrage. Die fortgeschrittenen Schichten der türkischen Gesellschaft sehen den internationalen Anerkennungsprozess des armenischen Genozids und stellen ihrer Öffentlichkeit die dunklen Kapitel der türkischen Geschichte vor. Es gibt auch einen großen Druck auf die Türkei seitens der Europäischen Union, an deren Tür dieses Land klopft. Der Bericht der Europäischen Kommission über die Türkei hat deren Regierung darauf aufmerksam gemacht, dass politische Reformen im Land beschränkt sind. Die vorgenommenen Schritte sind keine reale Veränderungen sondern eine Täuschung.

Die Türkei kann sich mit dem Gedanken nicht so gut abfinden, dass man für den Eintritt  in die europäische Familie deren Regeln und Traditionen beachten muss. Die Leugnung der Vergangenheit und Revisionismus sind inakzeptabel. Man kann nicht Europäer werden, indem man die Geschichte einer ganzen Region abschreibt und Intellektuelle aus dem Land abschiebt, die die traditionelle Meinung eines Landes bestreiten.

Die europäischen Werte setzen die Anerkennung der vorherigen Ereignisse voraus, wie tragisch die auch immer sind. Es gibt viele solche Beispiele. Vor einer Woche hat  die US-Aaußenministerin Hillary Clinton bei der Auszeichnung mit dem Walther Rathenau Preis gesagt: „Der Preis zeugt von der ständigen Bereitschaft von Deutschland, seine Vegangenheit zu anerkennen und an einer toleranten friedlichen Zukunft zu arbeiten.“ Die Türkei muss sich auch mit ihrer Vergangenheit abfinden.

Sehr geehrte Damen und Herren,

diese Gedenkveranstaltung findet am gleichen Tag wie der wichtigste christliche Feiertag -  Ostern, statt. Ostern ist Zeit für Gebet, Freude und Überlegungen. Die Bibel sagt: „Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten“ (1. Petrus, 1:3)

Durch Gründung der Republik Armenien und Wiederherstellung der nationalen Staatlichkeit vor 20 Jahren hat der Gott uns Armeniern ein neues Leben verschenkt. Die Gegenwart und Zukunft unseres Landes basieren auf seiner Vergangenheit, wie tragisch die auch nicht wäre. Und die Vergangenheit gibt uns Kraft. Wir sind dankbar dem Gott für unsere bekannte historische Reise. Und unsere Ziele sind auch hoch. Der Staat Armenien ist für unsere Geschichte sowie für unsere Zukunft verantwortlich. Durch Festigung der armenischen Staatlichkeit kann man der Genozidopfer am besten gedenken.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und wünsche Ihnen ein frohes Osterfest.

 

 

Armen Martirosyan
Botschafter der Republik Armenien
in der Bundesrepublik Deutschland

 

 

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